Fendel -Art- shyrdil
      Fendel   -Art-                 shyrdil   

Einführungsrede von Dr. Linda Starbatty, Frankfurt, zur Eröffnung der Ausstellung am 17.07.2012

Ich begrüße all die lieben Fronhäuser Bürger, die ich mit viel Freude und in einem wunderschönen rituellen Rahmen im vorigen Winter hier kennengelernt habe.

Ich begrüße die drei Malerinnen, die mit mir gemeinsam diese Räume künstlerisch geschmückt haben,

und vor allem die ehemaligen Freundinnen meiner verstorbenen Malerfreundin Helga: Renate, Roswitha und Irmi, die nun auch zu meinen Freundinnen geworden sind.

Heute und in den letzten Tagen galt mein Nachdenken und meine ganze Aufmerksamkeit Johannes Fendel. Seine Biografie, sein interessantes, facettenreiches Leben in eine kurze Rede zu fassen, hat mich arg ins positive Grübeln gebracht und in mir den Entschluss reifen lassen, nicht nur über seine Kunst zu sprechen, sondern auch seinen weitverzweigten Lebensweg mit in meinen Vortrag einzubeziehen. Denn: sie bildet die geistig- seelische Grundlage seiner derzeitigen künstlerischen Produktion.

Fast alle Bilder, die sie hier bewundern können, sind wie in einem Schaffensrausch in diesem Jahr 2012 entstanden.

Als ich Johannes Fendel bei der letzten Ausstellung im Dezember hier kennenlernte, hielt er eine sehr einfühlsame Rede, bei der ich dachte: dieser wunderbare Vortrag ist der eines Dichters, was ja auch teils tatsächlich stimmt, denn er hat auch Gedichte und Prosastücke geschrieben, wie er mir im letzten Gespräch mitteilte.

Geboren wurde Johannes Fendel in dem idyllischen Stadtteil Schloss Neuhaus von Paderborn, Westfalen.

In seiner Kindheit und Jugend war das beliebteste Fach Kunst. Farbkompositionen mit Figuren im Raum haben ihm damals schon das Gefühl gegeben, die Welt neu zu erschaffen.

In der Oberstufe haben dann Mathematik und physikalische Experimente die Faszination für Kunst bereichert.

Während seiner Ausbildung zum Restaurator in allen Sparten der Malerei in seiner Heimatstadt folgte er seinem Wunsch, die eigene Kreativität zu leben, ließ ihn einen Kurs in der Sommerakademie in Salzburg belegen. Damals (wie heute) lehren dort berühmte Künstler in fünf- wöchigen Sommerkursen alle Sparten der Kunst. An solchen Seminaren teilzunehmen, bedeutete für junge und ältere Menschen eine Reise ins Mekka Kreativität.

Er gewann in der Malklasse von Georg Eisler eine Auszeichnung für die intensivste Entwicklung in der Aktmalerei. „Das war wie ein Startschuss“ sagt Johannes Fendel –heute-. Der Preis dank der inspirierenden Förderung der assistierenden Malerin Julia Logothetis waren weitere fünf Wochen kostenlosen dortigen Aufenthalt, um die Techniken der Wandmalerei zu studieren (ein Fach, das ich selbst in Madrid studierte und um die komplizierte Technik wohl weiß).

Das Österreich mit seinem Sinn für Kunsttradition hatte es ihm angetan und er studierte ein Jahr an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien bei Prof. Unger und Prof. Frohner Komposition, Akt und Figürliches.

Dann folgte ein Jahr in Kassel an der Gesamthochschule , wo Prof. Bussmann ihm die Kunst der Neuen Wilden nahe brachte. Hier verfügte er über riesige Fabrikräume (K18), in der er seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte.

Sein künstlerischer Impetus ließ ihn nicht im eher bürgerlichen Kassel ausruhen und so setzte er seine Ausbildung ab 1985 für vier Jahre in der Hansestadt Hamburg an der dortigen Hochschule für Bildende Kunst fort, wo er ein geistiges Klima vorgefunden hat, das er selbst als „freiheitlich philosophisch“ bezeichnet. Und ihm offensichtlich mehr entsprach. Ich zitiere: „Mit (dem) Prof. Möller, der aus einem anthroposophischen Elternhaus kam, hatte ich über Jahre einen regen persönlichen Austausch. Von Anfang an - hat er nicht nur die künstlerische, sondern auch die Entwicklung und die Motivation als Mensch im Blick gehabt.“ Sein künstlerischer Schwerpunkt in jener Zeit war die Plastik, die Rauminstallation, Kunst im öffentlichen Raum, und weiterhin die Malerei.

Für seinen Wandertrieb reichten deutsch-sprachige Länder nicht mehr aus und mit 28 Jahren machte er sich während eines Urlaubssemesters auf eine drei- monatige Wanderung durch Peru. Im Vorfeld und während der Reise lernte er auch Spanisch. Der Weg zum Weltenbürger war geebnet.

Jetzt begann seine berufliche Laufbahn in Hamburg.

Diverse Tätigkeiten nach dem Studium, wie der Aufbau und Betreuung von Ausstellungen im St.-Pauli-Museum des Fotografen Günter Zint, sowie Umweltpädagogik bei „Robin Wood“.

Währenddessen absolvierte er eine berufsbegleitende Ausbildung in Kunsttherapie und danach eine Vollzeitausbildung in integrativer Sozialtherapie. Die Auseinandersetzung mit Therapie hat ihn in eine andere Welt und in die seelische Tiefe geführt (so möchte ich es einmal kurz zusammenfassen). Sechs Jahre arbeitete er als selbstständiger heilpraktischer Psychotherapeut in der suchtherapeutischen Einrichtung „Die Brücke“ in Hamburg im Bereich Essstörungstherapie. Während dieser Zeit folgete eine Ausbildung in transpersonaler Psychologie.

Im Anschluss daran nach entsprechender Ausbildung war er ein Jahr Kunstlehrer an der Waldorfschule in Marburg. Für diejenigen, die es nicht wissen sollten: die von dem Anthroposophen Rudolf Steiner gegründete Schule impliziert nicht nur den Wissenserwerb, sondern intentioniert die Ganzheitlichkeit des jungen Menschen durch Naturerleben und Kreativität, insbesondere Musik, Theater und Kunst.

Joseph Beuys, dem er mehrmals persönlich begegnen konnte, ist wohl derjenige, der die anthroposophische Gedankengut am Besten in die Kunst transportiert und erfolgreichsten vertreten hat. In Kassel pflanzte Beuys anlässlich der Documenta 7000 Eichen mit Basaltsäulen.

Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich jetzt sage, das auch Johannes Fendel diesem Ruf „Zurück zur Natur“ beruflich gefolgt ist, indem er das kostbare Gut, unser Wasser, mit dem physikalischen Verfahren Levitation von Wilfried Hacheney renaturiert, energetisiert und damit einen Broterwerb gefunden hat, der auch seiner Lebensanschauung entspricht.

Trotz seiner umfangreichen Kunststudien hat er das Malen bislang nicht als seinen Beruf ausgeübt, wohl auch weil auch ein umfangreiches Studium der Kunst in den seltensten Fällen ein sicheres finanzielles Auskommen ermöglicht.

Jetzt kommt die Gretchenfrage. Wie hat Johannes Fendel es als Künstler mit der Religion? Die Antwort: Die Meditation und die Auseinandersetzung mit Philosophie und Anthroposophie haben ihn wie schon vorher erwähnt- gelehrt, auf die Stimme des Herzens zu achten. Aber es sind noch andere religiöse Weltanschauungen hinzugekommen: der Taoismus und der Zen- Buddhismus, die – kurz zusammengefasst- der christlichen Religion verwandt sind, sowie die Weisheiten des universellen Sufismus von Hazrat Inayat Khan.

Und daraus hat er zum Teil auch seine geistige Grundlage bzw. Inspirationen gewonnen.

Zur Maltechnik: Seine geistige (und natürlich auch körperliche) Vitalität lässt ihn unbewusst zu den kraftvollen Farben wie Chromoxydgrün (auch Giftgrün genannt), Indischgelb, Preußischblau und Karminrot greifen,- das heißt, er bedient sich der Primärfarben, die für Energie und Begeisterung stehen, aber er mischt sie auch mit Weiß und anderen Farbtönen, so das eine große Sanftmut von seinen Bildern ausgeht. Zur Unterstützung seiner wieder neu entdeckten kreativen Energie, malt er nicht in lasierender Technik und mit einfachem Farbauftrag, sondern wechselt vom Pinsel zum Spachtel über, malt Schichten übereinander, wodurch die Farben lebendig und facettenreich erscheinen.

Auch der kürzlich in der Kunsthalle Schirn ausgestellte Maler Courbet (19. Jahrhundert) bediente sich des Spachtels, um der gewaltigen Brandung des Meeres und seiner eigenen seelischen Energie symbolischen Ausdruck zu verleihen, nur dass es sich bei Johannes Fendel eher um seine inneren tiefen Erlebnisse und anderen Naturwahrnehmungen handelt .

Beeinflusst haben ihn – wie er sagt- Maler wie Max Beckmann und Paul Gauguin, hier jedoch nicht sichtbar sowie Francis Picabia und Francesco Clemente. Was ihn mit all diesen hier genannten Malern verbindet, ist die zeitweilige Besessenheit (die ich auch kenne), in der er „lange Nächte ohne Unterbrechung“ malt.

Dabei können spontane seelische Inspirationen wie gute Filme, Künstlerbiografien und Musik das Kreativsein unterstützen. Meistens geht es ihm eher um das Erleben von Material, Farbwerten und Malauftrag. Durch das Experimentieren mit Farben und Formen entstehen unwillkürlich Figuren und Sujets, die er dann herausarbeitet.

Die eher konträre Seite seines künstlerischen Schaffens ist das Bedürfnis Geschichten zu erzählen. Das geschieht aber dann mit anderen graphischen und malerischen Utensilien wie Tusche, Aquarell, Bleistift, Kohle. Die letzten Arbeiten im Format 70 x 100cm sind in Ölfarbe mit pastosem Farbauftrag gemalt. Gelegentlich macht er auch eine Vorzeichnung mit Kohle, die dann mit Farbe oftmals in Schichten, spontan mit dem Spachtel übermalt werden.

Das sinnliche Erleben beim Schaffen ist ihm wichtig stärkt die Intuition in der Gestaltung.

Sein Wunsch für die künstlerische Zukunft, ist nicht nur der Ruhm, sondern das Menschen sich von seinen Bildern angesprochen fühlen und: Mehr Zeit fürs Malen.

Auf meine Frage “ was ist Deine wichtigste Maxime (für deine künstlerische Persönlichkeit) schrieb er (via Mail) "dranbleiben".

Meine Antwort hier und jetzt: Unbedingt dranbleiben! Es mögen noch ganz viele neue malerische Werke Dich, mich und Deine Umgebung beglücken.